Katharina Briksi

Die Künstlerin

_geboren 1997 in Ehenbichl (Österreich)
_studierte zuletzt an der Marmara Universität Istanbul

Katharina Briksi ist eine interdisziplinär arbeitende Künstlerin, deren Schaffen sich zwischen Installation, Schmuckkunst, Raumgestaltung und urbaner Intervention bewegt. Ausgebildet als Goldschmiedin an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Neugablonz (Abschluss 2018), führt ihr Weg seither konsequent in die freie Kunst – stets begleitet von einem wachen Interesse an Material, Körper, Raum und Kontext. Nach mehreren künstlerischen Praktika in München, Budapest und Bilbao begann sie 2019 ihr Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Bereich Schmuck und Objekte. Im Frühjahr 2024 setzte sie dieses an der Marmara Universität in Istanbul fort und erweiterte dort ihre Perspektive um internationale Impulse.

Seit 2022 ist Katharina Briksi Teil des Künstler:innenkollektivs Tropical Heins, das sich mit urbaner Kunst und raumgreifenden Installationen an der Schnittstelle von Aktivismus und Ästhetik befasst. Parallel engagiert sie sich als Mitbetreiberin des Projektraums „Büro für“ in Halle (Saale), einem offenen Ort für Austausch, Ausstellungen und experimentelle Formate.

Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit einem Förderpreis der Kaufbeurer Künstlerstiftung (2023), einem Stipendium des österreichischen Bundesministeriums für eine Kunstresidenz im Domus Artium in Italien, sowie einem Stipendium des Cusanuswerks. 2024 erhielt sie zudem ein Stipendium zur Teilnahme an der renommierten Sommerakademie Salzburg in der Klasse von Ofri Caani.

Katharina Briksis künstlerisches Denken ist geprägt von einem forschenden Zugang, einem kritischen Blick auf gesellschaftliche Strukturen und einem feinen Gespür für die Verbindung zwischen Handwerk und Konzept. Ihre Arbeiten sind oft ortsbezogen, prozesshaft und zugleich poetisch – und laden ein, gewohnte Perspektiven auf Körper, Raum und Objekt neu zu verhandeln.

Das Werk

"Schneeball 06-09", 2022, Keramik, gefüllt mit geschmolzenem Schnee, Silikon, Handschuh, Messing, Baumwolle, 925 Silber, ca. 22 x 15 x 11,5 cm

In meiner aktuellen künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit Natur, Naturphänomenen und den unterschiedlichen zugängen, die Menschen dazu entwickeln. Ob als wissenschaftlicher Forschungsraum, als romantisch verklärter Sehnsuchtsort oder als flüchtiger Moment im urbanen Rauch - oft stehen verschiedene Perspektiven konträr zueinander.
Mich interessiert das menschliche Bedürfnis nach Klarheit, Struktur und Übersicht in einer komplexen Welt. In meinen ortsspezifischen Arbeiten finden sich Farben, Strukturen und Geräusche meiner Umgebung wieder. Diese Eindrücke kombiniere ich mit bestehenden oder erfundenen Systemen und Analysemethoden. In Form von Zeichnungen, Objekten, Performances und multimedialen Installationen versuche ich mich an eine Erinnerung oder an die Stimmung eines Ortes anzunähern, und diese erfahrbar zu machen.

Die Geste des Schneeball-Formens übersetze ich ins Arbeiten mit Ton. Die dabei entstandenen Keramik Gefäße werdem mit dem Schmelzwasser der natürlichen Vorbilder befüllt. Kindheitserinnerungen und natürliche Souvenirs des letzten Winters werden auf diese Weise konserviert.

Artist`s Statement

Künstlerisch arbeiten zu können bedeutet für mich, gelernt zu haben, mich selbst, meine Ideen und Beobachtungen ernst zu nehmen. Dass ich mir dafür an der Kunsthochschule die nötige Zeit nehmen kann, die Möglichkeit hatte, mich um Stipendien und auf Ausstellungen zu bewerben, und auf die Unterstützung meiner Familie und Freund*innen zählen darf - das ist alles andere als selbstverständ lieh. 
Mich beschäftigt die Frage, für wen, neben uns selbst, wir Kunst und Kultur schaffen. Meiner Erfahrung nach ist es ein starkes intrinsisches Interesse, das viele junge Künstler*innen antreibt. Ein Interesse, das Raum, Ruhe und Konzentration braucht, um sich entfalten zu können. Ich habe den Eindruck, dass grundsätzlich in jedem*jeder das Potenzial steckt, Zugang zur Kunst zu finden. Doch nur eine - vergleichsweise - kleine Gruppe hat tatsächlich die Zeit und den Zugang zu der Art von Bildung, die ermöglicht ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln - und einen Zugang zur eigenen künstlerischen Sprache und Wahrnehmung. 
Ich frage mich oft, wie wir Kunst niederschwelliger zugänglich machen können. Kostenloser Eintritt allein genügt nicht, wenn Eröffnungen abends stattfinden und es Eltern dadurch schwerfällt teilzunehmen; wenn Ausstellungstexte unnötig kompliziert formuliert sind und abschrecken; wenn Werbung nur in bestimmten Kreisen zirkuliert; wenn Ausstellungen an nicht barrierefreien Orten stattfinden oder kleine Kunsträume wegen steigender Mieten schließen müssen.
Dabei glaube ich, dass in der Kunst ein enormes Potenzial liegt - für Verbindung, Freundschaft, Austausch und Annäherung. Es gibt kaum eine Tätigkeit, die sich so sehr der kapitalistischen Logik entzieht wie das künstlerische Arbeiten (solange es nicht primär um Verkauf oder Einführung in den Kunstmarkt geht). Für mich ist es eines der schönsten Gefühle, wenn ich durch meine künstlerische Arbeit inspiriere, und gleichzeitig von den Betrachter*innen und ihren Eindrücken und Erzählungen inspiriert werde. Ich hoffe, dass meine und die kommenden Generationen von Kunstschaffenden sich weiterhin dafür einsetzen, Kunst in vielfältigere Kontexte zu tragen -jenseits exklusiver Strukturen. Dass wir uns unserer Privilegien bewusst machen, gemeinsam nach Formen des gemeinschaftlichen Arbeitens suchen, uns für diskriminierungsfreie Räume stark machen und künstlerische Praxis als einen Ort des Zusammenhalts und der gegenseitigen Ermöglichung begreifen.