Freya Stoermer

Die Künstlerin

_geboren 1997
_studiert an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, Deutschland

Freya Stoermer arbeitet an der Schnittstelle von Grafikdesign, Fotografie und Objektkunst – mit einem besonderen Gespür für Materialität, Form und mediale Übersetzung. Seit 2022 studiert sie Kommunikationsdesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, mit dem Schwerpunkt auf Typografie und Fotografie. Innerhalb ihres Studiums hat sie sich zunehmend auf 3D-Modellierung, Drucktechniken und textilbasierte Arbeiten spezialisiert, wodurch ihre gestalterische Sprache eine markante haptische und räumliche Dimension gewonnen hat. Ihre Arbeiten waren im Rahmen der hochschuleigenen Gruppenausstellung „Einblick Ausblick“ bereits zweimal (2023 und 2024) öffentlich zu sehen. Mit ihrer experimentellen Herangehensweise bewegt sich Stoermer bewusst zwischen Design und freier Kunst – und entwickelt dabei ein visuelles Vokabular, das durch Präzision ebenso überzeugt wie durch poetische Offenheit.

Das Werk

"struktur", 2024, PLA 3D Druck auf Papier, 59,4 x 94 cm

Die Arbeit „struktur“ untersucht das Spannungsverhältnis zwischen organisch gewachsenen und digital erzeugten Formen. Ausgangspunkt ist eine dreidimensionale Moospflanze, deren fragile Struktur zunächst mithilfe eines KI-gestützten Prozesses digital erfasst und modelliert wird. In der anschließenden Transformation wird dieses digitale Abbild in ein physisches Objekt überführt: ein weißes 3D-Druckelement, das die fotografische Bildfläche erweitert und ihre Grenzen hinterfragt.
„struktur“ reflektiert eine Situation zwischen Mensch, Maschine und Materialität: Die betrachtende Person, das analysierende KI-Modell und das erzeugte Objekt treten in einen gemeinsamen Prozess. Die Re-Materialisierung eines natürlichen Objekts betrachtet, wie sich Natur durch technische Systeme transformieren lässt und was dabei verloren, verschoben oder sichtbar gemacht wird. Im Zentrum steht der Versuch, eine Perspektive zu finden, die das Flüchtige konserviert, das Fragile materialisiert und das Natürliche in seiner digitalen Spiegelung neu lesbar macht, um Erinnerung in einen reproduzierbaren Prozess einzubetten.

Artist`s Statement

Im Zentrum meiner Arbeit steht ein erweiterter fotografischer Ansatz, der über die zweidimensionale Abbildung hinausgeht und Bildlichkeit als etwas Prozesshaftes und Räumliches versteht. Meine Faszination für  Materialien, analoge und digitale Techniken sowie die Auseinandersetzung mit fotografisch erzeugtem und erweitertem Bildmaterial setzen den Grundstein. Durch die Transformation fotografischer Ausgangsmaterialien mithilfe von maschinellem Lernen, 3D-Modellierung und algorithmischen Verfahren entstehen hybride Bildkörper, über die ich gesellschaftliche Diskurse und politische Realitäten gestalterisch verhandle. Gleichzeitig  beschäftigebich mich mit der Schaffung dialogorientierter Räume undbkooperativer Strukturen. Mein akademischer, aktivistischer undbhandwerklicher Hintergrund bringt vielschichtige, sensiblebPerspektiven in meine Arbeitsweise ein und prägt die Methoden wie auch die Themen meiner künstlerischen Forschung. Auch Theorie und Materialforschung greifen in meiner Arbeit ineinander. Zuletzt untersuchte ich in Kooperation mit der Zentralen Mikroskopie der Christian-Albrechts-Universität künstlerische Zugänge zu wissenschaftlicher Bildgebung. In Projekten wie „immer alles“ oder „struktur“ untersuche ich die Schnittstellen zwischen organisch  gewachsenen Formen, deren algorithmischer Transformation und der bewussten Rückführung in den analogen Raum. Im Zusammenspiel von Technologie und Erinnerung entstehen Werke, in denen das Bild nicht nur  als Oberfläche, sondern als vielschichtiger Resonanzkörper von Erfahrung lesbar wird. Was mich antreibt, ist der Wunsch nach Ausdruck und nach der Verarbeitung persönlicher und gesellschaftlicher Themen. Ein  Impuls, der in meinen Arbeiten durch experimentelle Methoden und traditionelles Handwerk Gestalt annimmt.