Lange Heimkehr

Lange Heimkehr

Vom Schaffen und Machen einer mutigen Frau:
Katharina Wiederin 1874-1944
Zwei Generationen. Zwei Nationen. Zwei Kriege. EINE Heimat.

September 2021 bis Jänner 2022

Die Ausstellung

Die Quelle für diese Ausstellung ist ein seltener Familienschatz aus Österreich: Artefakte, Dokumente, Fotos und 260 private Briefe aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, bereichert durch Berichte von Zeitzeugen.
Viele wandern um 1900 aus den Tälern des Montafons aus, aber nur Wenige wagen sich bis ins ferne Paris. Katharina und Otto Dönz bauen sich dort ein Leben auf. Im Ersten Weltkrieg werden sie – die Ausländer – mit ihren vier Kindern für fünf Jahre in französischen Lagern interniert. Doch sie kehren zurück nach Paris und bauen alles wieder auf. Bald droht der Zweite Weltkrieg: Ein Sohn muss in der französischen Armée kämpfen und sein Bruder in der Deutschen Wehrmacht. Es beginnt ein Kampf ums Überleben im Montafon, in Paris und von der Maginot-Linie bis kurz vor Moskau. Als der Krieg endlich endet, sucht die Familie den Frieden in der Heimat.

Die Ausstellung zeigt anhand der bewegten Lebensgeschichte von Katharina Wiederin (verh. Dönz) ein Frauenschicksal der besonderen Art, eingebettet in den historischen regionalen und globalen Kontext.

Zu sehen sind außerdem originale Briefe, Dokumente und Artefakte. Eine online-Landkarte als "Museum daheim" bietet die Möglichkeit, auf einer interaktiven Landkarte die Stationen mitzuerleben und sich andhand von Fotos und Dokumenten tief in die damalige Zeit hinein zu versetzen. Die Ausstellung basiert auf dem neuen Montafon-Roman von Sabine Grohs.

Rahmenprogramm

Im Rahmen der Ausstellung finden verschiedene Veranstaltungen statt:

Genealogie-Tag am 30. Oktober 2021: Einführung in die Ahnenforschung mit Ursula Simmerle und Fabio Curmann - ein Praxisworkshop für Jedermann und Jederfrau.

Lesung aus dem neuen Roman von Sabine Grohs "Dönz. Soweit man weiß" am 12. November 2021.

Die Akteure

Inhalt: Sabine Grohs, Dieter Petras
Gestaltung: Ingrid Kornexl
Projektverantwortung: Villa Falkenhorst

Öffnungszeiten

Vernissage am 30. September 2021 um 19.00 Uhr in der Villa Falkenhorst

Die Ausstellung ist Sonntags von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet, jeweils während der Veranstaltungen in der Villa Falkenhorst und jederzeit nach Vereinbarung. Führungen sind ebenfalls nach Vereinbarung möglich.

 

Inhalt

1. Teil: Wagen und agieren

Die Frastanzerin Katharina Wiederin erlernt – für ein Mädchen ihrer Zeit und ihrer Herkunft ungewöhnlich – in Walzenhausen in der Schweiz den Beruf der Modistin. Sie kehrt nach Vorarlberg zurück und eröffnet 1900 ihr eigenes Hutgeschäft in Tschagguns: mit 26 Jahren, als Frau, allein, zu dieser Zeit. Sie scheitert. 
Etwas später lernt sie den Tschaggunser Otto Dönz kennen. Otto Dönz entstammt einer Montafoner Bauernfamilie und ist schon Jahre zuvor nach Frankreich ausgewandert. Er hat sich weiter vorgewagt als die Allermeisten: nicht nur bis ins Elsass oder nach Burgund, sondern bis nach Paris, in den Vorort Vitry-sur-Seine. Dort hat er es als Stuckateur und Maurer zum selbstständigen Unternehmer gebracht. Katharina verlässt ihr Heimatland allein, als sie ihm nach Frankreich folgt. Katharina und Otto bauen das Unternehmen weiter auf. Drei Söhne kommen zur Welt.

2. Teil: Dann kommt der Krieg. 
Im Kriegsjahr 1914 werden Katharina und Otto mit ihren Kindern in Cahors in Südfrankreich interniert. Wegen Kathis vierter Schwangerschaft wird die Familie für fünf Monate getrennt und findet erst 1915, nach der Geburt der Tochter, wieder in einem Nebenlager zusammen. Die Familie mit den vier Kleinkindern ist fünf Jahre lang in verschiedenen französischen Konzentrationslagern interniert. Nach ihrer Rückkehr in Vitry-sur-Seine, 1919, finden sie ihr Heim verwüstet und leer: die Nachbarn haben sich am Besitz des Feindes bedient.

3. Teil: Schaffa und Maha. 
Mit vier Kindern zwischen vier und zehn Jahren beginnt der Wiederaufbau. Der Ort Vitry bietet den idealen Boden dafür: persönlich, wirtschaftlich und sozial. Die wachsende Industrie, der Bau von Fabriken, die durchdachte Infrastruktur, die aufstrebende Kommune in der wachsenden Vorstadt spielen Katharina und Otto zu. Der Wiederaufbau gelingt. 
Binnen kurzer Zeit beschäftigt Otto Dönz auch Arbeiter aus seinem Bekanntenkreis aus dem Montafon. Katharina arbeitet mit: sie zieht die vier Kinder groß, führt den Haushalt, verköstigt die Arbeiter und büazt und flickt, und sie repariert und gestaltet in jeder freien Minute Hüte und Kleidung. Neben den Montafoner Saisoniers arbeiten bald die Söhne im Unternehmen mit.
Als ihre Tante und ihre Mutter sterben, erbt Katharina in Latschau ein kleines Bauerngut. Von nun an lebt die Familie in zwei Welten. Trotz und mit Inflation und Weltwirtschaftskrise gelingt der wirtschaftliche Aufstieg in beiden Ländern.

4. Teil: Wieder kommt ein Krieg.
Um einer weiteren Internierung zu entgehen, entschließen sich Kathi und Otto, mit ihren beiden jüngeren Kindern nach Österreich zu ziehen. Der älteste Sohn, Otto Eugène, ist für den Kriegsdienst untauglich; er folgt bald darauf nach Schruns. Der Zweitälteste, Ernest Joseph Antoine, optiert für Frankreich, um den Besitz der Familie in Vitry zu sichern, und dient während des Krieges zuerst an der Ligne Maginot, bevor er aus Deutscher Gefangenschaft fliehen kann und nach Latschau kommt – um bald darauf für die Deutsche Wehrmacht rekrutiert zu werden. Der jüngste Sohn, Erwin Jean, kämpft von Anfang an in der Wehrmacht. Tochter Marie Louise arbeitet während des Krieges in Innsbruck und daheim in Latschau.

5. Teil: Wahren und Bewahren
Beide Soldaten-Söhne überleben den Krieg beinahe unverwundet. Es gelingt Katharina und Otto, den Besitz aus beiden Welten in die Nachkriegszeit zu retten.
Als Katharina Wiederin 1944 stirbt, hinterlässt sie vier mutige Kinder und Besitz in zwei Nationen mit einer wichtigen Devise: Heimat ist da, wo man glücklich ist.