Svenja Deking

Die Künstlerin

_geboren 1995 in Berlin (Deutschland)
_studiert an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle

Svenja Deking studierte von 2014 bis 2018 Politikwissenschaften an der Universität Leipzig. Seit 2018 studiert sie Bildhauerei bei Prof. Bruno Raetsch an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. 2021/22 war sie für zwei Semester an der École supérieure des Beaux-Arts de Bordeaux und ein Semester an der Staatlichen Axademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. John Bock. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Duo- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. in der Galerie oqbo (Berlin), im Künstlerhaus La Réserve Bienvenue (Bordeaux) und im Espace 29 (Bordeaux). Darüber hinaus erhielt sie mehrere Stipendien, darunter das Jahres- sowie Graduiertenstipendium des DAAD und eine Projektförderung des DFJW.

Das Werk

"Den Berg zum Niesen bringen"
_"Zerstäuber", 2024, Mixed Materials, 520 x 50 cm
_"Zerstäubungsversuch", 2024, Video, 3:51 min
_"Zerstäubtes", 2024, Salz, Edelstahl, Alumninium, Maße variabel

Ich suche nach einem Material, in dem ein Prozess sichtbar wird. Es soll ein Material sein, das sich im Atelier bearbeiten lässt und beim Ausstellen weiter verändert. Salz  bringt viele dieser Ambivalenzen mit. Es ist ein Material an der Schnittstelle von Vergangenheit und Zukunft, von Zauber und Entzauberung, von essenziell und zerstörend.

Fasziniert von den sogenannten »Weißen Bergen«, den Abraumhalden des Kalibergbaus, beschäftigt sich die Arbeit mit der Entstehung zukünftiger Landschaften. Wenn das Salz durch  Wind und Erosion von der Halde in die Landschaft gelangt, bedroht es die Umwelt: Eine blasse Landschaft entsteht. Vor diesem Hintergrund erzählt die Arbeit von dem absurden  Vorhaben, die gigantische Halde in eine neue Form zu transformieren bzw. „zerstäuben“ – sichtbar zu machen, was sonst im Unsichtbaren bleibt. Die Videoarbeit zeigt, wie ich mit  meinem selbstgebauten Zerstäuber versuche, die dystopische Landschaft in Bewegung zu versetzen – den bestehenden Prozess künstlich zu beschleunigen. Gleichzeitig wird die Frage  aufgemacht, wie die Massen an ungenutztem Haldensalz in Zukunft wiederverwendet werden können. Dazu experimentiere ich an einem Gussverfahren, bei dem Salz auf 800 Grad erhitzt  wird und in einen flüssigen Zustand übergeht. Es entstehen einfache Elemente aus Salz, die sich immer wieder neu kombinieren lassen.

Etwa eine knappe Autostunde von der Villa Falkenhorst entfernt verlief einst eine der historischen Salzhandelsrouten Österreichs (zwischen Wolfegga, dem westlichsten Weiler von  Warth, und der Jägeralpe am Hochtannberg). Das sogenannte Weiße Gold musste jedoch sein historisch bedeutendes Prestige als wertvollen Rohstoff im Laufe der Geschichte vermehrt  einbüßen. Diese Umkehrung seiner Wertigkeit verleiht ihm dafür eine hohe Relevanz und Aktualität, den Beziehungswandel zwischen Mensch und Natur neu zu diskutieren. Im Rahmen  der Ausstellung 25<25 möchte ich mich mit dem verzerrten Verhältnis zwischen Mensch und Natur auseinandersetzen und dabei den Fokus auf das Material Salz legen. In der  Auseinandersetzung mit einer Kalisalzhalde in der Nähe von Magdeburg ist bereits ein erster Zerstäuber entstanden, ein Objekt, das die bereits existierende Naturzerstörung in der Welt akzentuiert und reproduziert. Das Projekt thematisiert sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft der Landschaft und stellt die Ambivalenz von Natur, Zerstörung und  Kunst in den Vordergrund. 

Artist`s Statement

Ich bin Bildhauerin und arbeite vor Ort. Mich interessiert, wie wir existieren und die Welt um uns herum verstehen. Meine künstlerische Praxis begreife ich als subtiles Nachspüren zwischen Mensch und Umraum, als Sinnieren über die materiellen und immateriellen Spuren, die unser menschliches Handeln hinterlässt. Gespickt mit Humor und Ernsthaftigkeit entstehen Szenarien, die Zukunftsvisionen entlang ökologischer  Fragestellungen formulieren.
Am Anfang meiner Arbeit steht oft die Auseinandersetzung mit einem konkreten Ort. In performativen und bildhauerischen Eingriffen nähere ich mich diesem an. Ich experimentiere viel. Entscheide nicht, was ich darstellen möchte, sondern lasse mich vom Material und seiner Umgebung leiten. Dabei ist es mir wichtig, mit Materialien zu arbeiten, in denen durch den Zerfall oder das Auseinanderbrechen ein Morgen sichtbar wird. Besonders in der Arbeit mit Materialien wie Salz und Gips wird dieses Formbare und Unbeständige deutlich. In ihnen wird die Zerbrechlichkeit, die ich auch in der Welt sehe, thematisiert.
Mein Arbeitsprozess ist von einem ständigen Changieren zwischen Atelier und öffentlichem Raum geprägt. Durch das Umsortieren, Kombinieren und Verorten werden Alltagsgegenstände ihrer ursprünglichen Funktion enthoben und flechten neue Beziehungen. Objekte werden dabei mehr und mehr zu Trägern von Hinweisen, Kompositionen zu Fundorten, an denen sich Geschichte mitteilt - nicht chronologisch, nicht linear, sondern  neu erzählt.