Romina Ried

Die Künstlerin

_geboren 1996
_studierte zuletzt an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle

Romina Ried lebt und arbeitet in Dießen am Ammersee. Ihre künstlerische Praxis wurzelt tief in der Natur – Pilze, Flechten, Holzstücke oder Sedimentformen dienen ihr als Ausgangspunkt für keramische Arbeiten, in denen sich organisches Wachstum und handwerkliche Präzision miteinander verbinden. Diese Einflüsse übersetzt sie in Gefäße, die kraftvoll und zugleich poetisch auftreten – immer auch als stille Hommage an das Verborgene und Unscheinbare.

Ausgebildet zunächst als Holzschnitzerin, studierte sie Keramik-Gestaltung an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo sie eine unverwechselbare Formensprache entwickelte. Ihre Arbeiten entstehen in enger Verbindung mit dem Material: Die Glasuren mischt sie aus selbst gesammeltem Lehm, Holzasche oder Sand – jede Oberfläche trägt so auch eine geologische und atmosphärische Spur ihrer Herkunft.

Für ihre eigenständige Position wurde Romina Ried 2025 mit dem Bayerischen Staatspreis für Gestaltung ausgezeichnet. Die Jury würdigte dabei nicht nur ihre handwerkliche Qualität, sondern auch die künstlerische Haltung hinter den Arbeiten: eine reduzierte, aber ausdrucksstarke Ästhetik, die Natur nicht zitiert, sondern weiterdenkt – in Objekten, die gleichermaßen archaisch wie gegenwärtig wirken.

Das Werk

"irgendwo zwischen braun und grün", 2023, Steinzeug an der Töpferscheibe gedreht, dann frei weiter gebaut, verformt und anschließend engobiert und mit Ascheglasuren und Lehm glasiert, 55 bis 98 cm Höhe

Meine Keramiken spiegeln Beobachtungen und Erlebnisse in und mit der Natur. Ich versuche Gesehenes und Erfühltes in Keramik zu übersetzen. So werden Felsstrukturen, besonders gewachsene Bäume, im  weitesten Sinne erlebte Landschaften zum Ausgangspunkt meiner Arbeit. Durch eine Kombination aus an der Töpferscheibe gedrehten Segmenten, deren Verformung und zusätzliche Aufbauten von Hand entstehen  große, skulpturale Gefäßobjekte. Glasuren aus selbst gesammelten Materialien (Asche, Lehm, Sand) geben den natürlichen Formen natürliche Farben. Das Gefäß wird zum Träger von Erinnerungen an die gesehenen und gesammelten Orte.

Artist`s Statement

Kunst kann so vieles. Sie ist beispielsweise imstande die Augen zu öffnen für aktuelle Gegebenheiten, Kritik zu üben an der Gesellschaft, an Politik, an jedem einzelnen und dadurch Veränderungen anzustoßen und vorwärts zu treiben.
Ebenso ist es der Kunst aber auch möglich Hoffnung und Freude zu verbreiten, sie kann ganz neue Erlebnisse schaffen, Gefühle herbeirufen, und uns staunen lassen wie ein Kind.
In meinem Werk geht es sowohl darum die Augen zu öffnen als auch um das Staunen.
Meine Arbeiten befassen sich mit dem Staunen in und über die Natur. Die Keramik ist ein fantastisches Material um all die Eindrücke zu verarbeiten, die sich bei einem Spaziergang einprägen. Im Ton kann ich mich annähern an gesehene Formen und Oberflächen und sie haptisch erlebbar machen und konservieren.
Noch dazu bietet die Keramik die Möglichkeit die Natur auch buchstäblich zu verarbeiten. Nicht nur im Ton selbst, sondern auch in Form von Glasuren. Lehme, Holzaschen, Pflanzenaschen, Sand und Gesteinsmehle sind die Rohstoffe meiner Glasuren. Einen Großteil davon kann ich selbst sammeln, bzw. herstellen, und durch Experimente erproben. Im Brand entfalten sich dann ganz feine Farbnuancen von weiß-gelb über beige und braun bis hin zu grau, grün und rosa. Allein die Vielfalt an Farben und ihre Nicht-Wiederholbarkeit versetzen mich bei jedem neuen Versuch in Staunen.
So können und sollen meine Gefäßobjekte also die Aufmerksamkeit für unsere Umgebung schärfen und ein Bewusstsein schaffen für all die Schönheit um uns herum. Gleichzeitig sollen sie aber auch auf die Notwendigkeit hinweisen, diese Umgebung zu achten und auf sie zu achten um auch in Zukunft über die Natur staunen zu können.