Magdalena Mayr

Die Künstlerin

_geboren 1998 in Salzburg (Österreich)
_studierte zuletzt an der Universität Wien

Das Werk

"Rauhnächte", 2024, 12-teilige Fotoserie, je 30 x 45 cm

Der Percht ist eine Figur des Brauchtums in der Alpenregion, er treibt der überlieferten Vorstellung nach die bösen Geister des Winters aus. Die Perchten erscheinen in den 12 sogenannten „Rauhnächten“ rund um  Weihnachten; sechs Tage vor und sechs Tage nach dem Christtag am 25. Dezember. In der 12-teiligen Fotoreihe „Rauhnächte“ gehen Mensch und Percht eine Verschmelzung miteinander ein. In alpiner,  stimmungsvoll mystischer Umgebung ist ein nacktes Wesen mit Perchtenmaske und Fellschuhen zu sehen. Der Percht und seine Umwelt sind in den Fotografien miteinander vertraut und verwoben, was den Betrachtenden eine  Interpretation offenlässt, ob sich der Schauplatz in dieser unsrigen Welt, oder der in der keltischen Mythologie verorteten Anderswelt befindet. 

Artist`s Statement

Wer kann es sich heute überhaupt leisten, Künstler*in zu sein? Die jüngst angekündigten Kürzungen der Bundesregierung im Kunst- und Kultursektor sprechen eine deutliche Sprache: Kunst scheint in der politischen  und gesellschaftlichen Wahrnehmung immer weniger wert zu sein. Doch was bedeutet das für diejenigen, die Kunst schaffen – und für die Gesellschaft, die auf sie angewiesen ist? In unserem (spät-)kapitalistischen  System ist Kunst zunehmend gezwungen, sich ökonomischen Verwertungslogiken zu unterwerfen. Die Kommodifizierung der Kunst – also ihre Umwandlung in ein handelbares, marktfähiges Produkt – führt dazu, dass  ihr Wert immer häufiger an Verkaufbarkeit, Reichweite und Marktresonanz gemessen wird. Kunst „muss sich lohnen“, um existieren zu dürfen. Damit wird ihre Daseinsberechtigung an Bedingungen geknüpft, die ihr  innerstes Wesen oft konterkarieren. Dabei ist Kunst per se nicht dazu da, Gewinn zu erwirtschaften oder einem klaren Nutzen zu folgen. Sie darf, ja muss, Selbstzweck sein dürfen – Ausdruck, Suche, Experiment, Spiel,  Widerstand. Gerade in ihrer Zweckfreiheit liegt ein zentraler Wert: Kunst schafft Freiräume für das, was nicht messbar ist, für Ambivalenz, Dissonanz, für Brüche und das Nicht-Wissen. Sie stellt Fragen, wo andere  Antworten liefern wollen. Und genau dadurch wird sie gesellschaftlich relevant. Wenn Kunst jedoch zunehmend gezwungen ist, sich über ihre ökonomische „Verwertbarkeit“ zu legitimieren, gerät dieser Freiraum in  Gefahr. Die Vielfalt und Tiefe künstlerischen Ausdrucks droht sich dem anzugleichen, was gefördert, gekauft oder „vermarktbar“ ist. Was nicht „funktioniert“, verstummt. Und mit jeder Stimme, die auf diese Weise zum Schweigen gebracht wird, verliert die Gesellschaft ein Stück ihrer kritischen Reflexionsfähigkeit. Also, wie sieht sie aus, die erwünschte Wirkung von Kunst im Sozialraum der Zukunft?

Wie Kunst wirkt, ist wohl von Kunstwerk zu Kunstwerk und von Betrachter*in zu Betrachter*in verschieden – dem liegt ein unheimliches Potenzial inne und das unterscheidet die Kunst eben von anderen Bereichen, in  denen es doch meist um die Richtig-Oder-Falsch-Frage geht. Im besten Fall berührt, verstört, ermutigt, zerrüttet, erheitert sie. Lässt fühlen eben. Im besten Fall prangert sie Missstände an, denn Kunst – so finde ich –  kann gar nicht unpolitisch sein. Das macht sie vielerorts so gefährlich. Das macht sie überall so wertvoll. Um all das zu leisten, muss sie aber gewollt und geschätzt werden. Denn gebraucht wird sie ganz bestimmt.